Seit über 6 Wochen beschäftigen wir uns nun schon intensiv mit dem Thema E-Auto-Kauf. Tatsächlich haben wir wohl in der Zeit fast täglich dazu recherchiert, sind Probe gefahren, haben diskutiert und uns andere Meinungen eingeholt. Die einzelnen Testberichte zu den Probefahrten finden sich hier im Blog.
Wenn ich ein generelles Fazit ziehen müsste, dann würde ich eine bekannte Phrase bemühen: E-Autos sind in allen Punkten die besseren Autos bis auf beim Thema Reichweite.
Das kann man eigentlich so stehen lassen. Gerade im Kleinwagen-Segment haben uns alle getesteten Autos sehr viel Spaß gemacht. Und definitiv mehr Spaß als ihre Kollegen mit Verbrennungsmotor. Das bezieht sich jetzt nicht auf den Umweltgedanken sondern auf die Fahreigenschaften. Ein E-Auto hat aufgrund der Batterie, die meist im Fahrzeugboden liegt, einen tieferen Schwerpunkt. Die Straßenlage ist dadurch wesentlich besser. Die Autos „schwimmen“ bei Weitem nicht so, was Kleinwagen gerne mal tun. Auch die Kurvenlage ist deutlich besser. Außerdem ist die Beschleunigung sehr viel besser. Egal welches Model man nimmt, selbst der etwas lahmen Nissan Leaf, haben alle getesteten Autos eine sehr direkte und wirklich ordentliche Beschleunigung. Man liest immer, dass das Drehmoment von Anfang an voll zur Verfügung steht. Ja, das ist so und bedeutet, dass man linear beim Herunterdrücken des „Gaspedals“ die Geschwindigkeit steigert. Und das egal aus welcher Geschwindigkeit heraus. Ob von 0 auf 100 km/h oder von 70 auf 100 km/h. So bald man mehr auf die Tube drückt, gehen die Kisten steil nach vorne.
Alle getesteten Autos hatten außerdem eine sehr gute Serienausstattung mit Navigationssystem, Klimautomatik und vielen schönen Kleinigkeiten. Wenn man Preise vergleicht, dann muss man das auch immer mit einberechnen. Trotzdem bleiben die E-Autos noch (zu) teuer.
Die Entscheidung für ein E-Auto ist heute noch immer eher eine Sache der Ideologie. Die haben wir beide und verfolgen das schon seit 10 Jahren, seit wir unser Haus gebaut haben. Unserer Meinung nach ist Strom die Energieform, die absehbar komplett emissionsfrei und regenerativ erzeugt werden kann. Das ist zwar noch nicht der Fall. Wir werden es aber sicher noch selbst erleben und tun im Alltag auch ganz viel selbst dazu (Photovoltaik, Akkuspeicher etc.).
Ein E-Auto „lohnt“ sich nicht. Für den Preis bekommt man tolle Autos mit Benzinmotor, die sicher auch annähernd so viel Spaß machen beim Fahren. Aber in einem Punkt sind die elektrischen Vehikel überlegen und unschlagbar: Beim Krach. Ja, Lärmemission ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Wir wohnen in einer Zone 30, in der so gut wie NIEMAND wirklich 30 km/h fährt. Dafür düsen alle im 2. oder 3. Gang mit 50 km/h durchs Dorf und machen einfach nur Krach. Wenn man mal an einer viel befahrenen Straße steht, dann merkt man schnell, dass es unglaublich ist, was wir eigentlich inzwischen für normal halten.
So, kommen wir zum Thema Reichweite. Hier muss man heute noch immer Idealist sein oder viel Geld haben um sich ein Tesla Model S/X kaufen zu können. Die beiden sind annähernd konkurrenzfähig mit herkömmlichen Autos. Die schaffen dann schon 400 km und mehr am Stück. Dazu kommt, dass sie auch wieder sehr schnell voll geladen sind.
Aber diese Autos spielen in einer Preisklasse, die für uns niemals in Frage kommen wird. Selbst wenn ich das Geld hätte, käme mir die Summe für ein Auto echt zu hoch vor. Die Preisklasse, die wir uns leisten können kommt eben maximal 300 km weit und irgendwie hat jedes E-Auto auf dem deutschen Markt außerhalb von Tesla so seinen kleinen Pferdefuß.
Ich mache es mal an unseren Entscheidungen fest und erkläre, warum wir uns letztlich so entschieden haben:
Marisa hat eine Renault Zoe mit 22 kWh Akku bestellt. Lieferung wird wohl im Dezember sein. Nachteil der Zoe: Sie ist unterm Strich etwas zu teuer. Wir haben wirklich hart verhandelt und sicherlich einen sehr guten Preis für ein Neufahrzeug heraus bekommen. Aber dieser versteht sich noch ohne Akku. Der muss entweder gemietet werden (so hat sich Marisa entschieden) oder für sehr teures Geld gekauft werden.
Beim Akku hat die Zoe aber schon einen ersten Vorteil. Renault bietet (nicht gerne) auch Upgrades an. Das heißt, man könnte theoretisch aus der „kleinen“ Zoe auch eine mit großem Akku und damit knapp 300 km Reichweite machen.
Ansonsten hat die Zoe alle Vorteile, die für Marisa wichtig waren. Das Platzangebot ist top, die Ausstattung wirklich gut, auch wenn es keinen Luxus gibt. Das Auto fährt sich sehr sehr gut, auch wenn es keine Rennsemmel ist. Die ganze Abstimmung ist ausgewogen.
Renault ist aktuell noch der einzige Hersteller, der auf einen wirklich schnellen Ladeanschluss des Typ 2 setzt. So schnell wie die Zoe lädt kein einziges Auto am Wechselstrom. Und das ist für Marisa das Entscheidende. In unserer Gegend gibt es viele, teilweise sogar kostenlose Typ-2 Ladestationen an denen schnell mal zwischendurch der Akku in kurzer Zeit geladen werden kann. In Marisas Lieblingsparkhaus in der Innenstadt geht das sogar umsonst. Ne Stunde bummeln oder Kaffeetrinken und die kleine Zoe ist wieder bei Kräften. Dafür gibt es keine „echte“ Schnellladefunktion für die Langstrecke. Auf der Autobahn lässt sich die kleine Französin auch nicht schneller beladen wie in der Innenstadt.
Kommen wir zu meiner Entscheidung: Diese ist letztlich noch gar nicht gefallen. Tatsächlich halte ich das Tesla Model 3 aktuell für das beste Auto, was es (irgendwann) zu kaufen geben wird. Allerdings ist der Preis dafür immer noch sehr hoch. 350 km realistische Reichweite, ein perfektes Schnellladenetzwerk auf Langstrecken und dazu die Fähigkeit durch Updates das Auto immer weiter zu verbessern. Toll! Da hat Tesla das Thema Elektromobilität wirklich gut durchdacht. Aber zum einen ist mir das dann doch etwas zu viel Geld und zum anderen bin ich ungeduldig! 🙂
Aktuell sieht es so aus, als würde ich mir einen eGolf kaufen. VW macht gerade so sensationelle Angebote, dass ich den eGolf zu einem sehr guten Preis bekommen würde. Und dann wäre er auch noch hervorragend ausgestattet.
Was macht ihn für mich spannend? Dieses Auto fährt sich wahnsinnig gut. Man kann sagen was man will, aber VW kann Autos bauen. Die Verarbeitung ist super und das Fahrgefühl mit Abstand das Beste von allen getesteten Autos. Die Größe des Autos ist absolut ausreichend und inzwischen sieht es sogar so aus, als könnten wir das Thema Anhängerkupplung lösen. Denn offiziell bietet VW für den eGolf das nicht an. Für uns ist sie aber wichtig, weil wir damit unsere Fahrräder transportieren wollen.
Auch in Sachen Assistenzsysteme ist der eGolf sehr gut. Das Thema ist mir persönlich wichtig. Ich konnte inzwischen das volle Ausstattungspaket testen und muss sagen, dass VW da wirklich weit ist. Auf der Autobahn klappt das einwandfrei und macht das Fahren wesentlich entspannter. Selbst auf der Landstraße ist die Fahrunterstützung sehr gut gelöst und bringt zusätzlichen Komfort.
Und jetzt kommen wir auch schon zu einem Nachteil, den ich sehe: Wenn ich mir den eGolf kaufe, dann wird er so ziemlich auf dem Stand bleiben, den er hat. Die traditionellen Autohersteller machen einfach keine Updates. Und da sich im Segment der E-Autos in den nächsten Jahren wahnsinnig viel tut, wird mein eGolf eben bald schon wieder veraltet sein. Die verbaute Technik könnte mehr als das, was aktuell geht. Aber es wird sehr sicher nicht genutzt werden. Auch gibt es jetzt schon Firmen, die tolle Batterieupgrades anbieten könnten für den eGolf (z.B. das österreichische Start-Up Kreisel). Aber irgendwie kam man damit wohl bei VW gar nicht gut an.
Auch beim eGolf ist die Reichweite noch ein Pferdefuß. Unter realistischen Bedingungen, so wie wir das Auto wohl nutzen werden, sind 250km absolut realistisch (im Winter vielleicht etwas weniger). Auf der Autobahn sind es mindestens 200 km, eher mehr. Im Alltag mehr als ausreichend. Nur eben auf Fernstrecken etwas hinderlich. Hier ist auf jeden Fall wieder Idealismus gefragt und man muss eine weite Strecke zu einem Roadtrip machen. „Der Weg ist das Ziel“, sollte das Motto dabei sein. Da wir wirklich sehr selten Fernstrecken fahren, ist das für uns aber denkbar.
Draußen im Hof steht noch einmal ein eGolf Probefahrzeug und es macht wirklich unheimlich Spaß, dieses Auto zu fahren. Wahrscheinlich wird am Ende die Lust auf so ein tolles Auto siegen und ich werde in ein paar Monaten elektrisch durch die Lande düsen….
Hast du die Preise wirklich verglichen? Ich habe mir letztens meinen bestellten e-Golf als herkömmlichen Benziner konfiguiert und bin lediglich auf einen Preisunterschied von ca. € 4.000,- gekommen (Basis Serienausstattung e-Golf). Das ist jetzt natürlich grundsätzlich noch viel Geld.
Aber mit den Förderungen (in NÖ sind es € 5.300,-) und der Abwrackprämie (€ 4.000,- für den herkömmlichen vs. € 6.400,- für den e-Golf in Ö) hat der e-Golf plötzlich die Nase vorn.
Und dann kommt natürlich noch die Ersparnis bei den laufenden Kosten – Kraftstoff, Steuer & Wartung.
Ob man jetzt die Serienausstattung, die der e-Golf drin hat, auch beim herkömmlichen genommen hätte, ist natürlich eine andere Frage. Aber für einen fairen Preisvergleich muss man dies halt mal annehmen.
Ich muss zugeben, dass ich das nich 1:1 gemacht habe. Am Ende hat meine Konfiguration einen Listenpreis von über 43000 € ergeben. Das ist schon viel Geld. Aber mit den ganzen Prämien zur Zeit wurde der eGolf am Ende konkurrenzlos günstig (29000€). Mit der Ausstattung wird man dafür wohl nur schwer nen vergleichbares Auto finden. Aber die aktuellen Prämien werden nicht ewig gelten. Ich gehe davon aus, dass VW die Diesel Prämie Ende 2017 beendet. Und dann sieht es anders aus.